Fünf Wochen in Frankreich: Judith bei Jeanne

Fünf Wochen in Frankreich: Judith bei Jeanne

Als Verlängerung des Schüler*innenaustausches unserer Schule mit der Partnerschule in Chalonnes-sur-Loire, verbrachte ich im Herbst 2016 fünf Wochen in meiner Austauschfamilie in Frankreich. Wir wohnten in Rochefort, das ist ein Ort in der Nähe von Chalonnes. Neben den Eltern und meiner Austauschpartnerin Jeanne gehörten noch die beiden kleinen Geschwister (ein Bruder, der sieben Jahre alt ist und eine Schwester von zehn Jahren) zur Familie.
Bereits im Vorfeld des Austausches hatte ich per Skype und Mail Kontakt zu Jeanne und ihrer Familie. Wir haben uns sofort sehr gut verstanden und der gute erste Eindruck bestätigte sich. Ich wurde ganz herzlich als viertes Kind in die Familie aufgenommen. Man stellte mir ein eigenes Zimmer zur Verfügung, in dem ich sogar die Möbel so hätte verrücken können, dass es mir gefiel. Es wurde alles gemacht, um mir einen tollen Aufenthalt in Frankreich zu bereiten.
Der Ablauf des Tages war für mich zunächst sehr ungewohnt und anstrengend. Am schlimmsten fand ich das frühe Aufstehen vor 6 Uhr und daran habe ich mich auch bis zum letzten Tag nicht gewöhnt. Ein schnelles Frühstück und dann auf zum Bus, den wir nicht nur einmal verpasst haben. Und dann waren wir darauf angewiesen, dass Nachbarn oder die Eltern uns zur nächsten Bushaltestelle brachten.
In der Schule lief alles ziemlich organisiert und viel strenger als bei uns. Gerade in der ersten Zeit verstand ich kaum ein Wort, da gab es vereinzelt ziemlich unfreundliche Reaktionen. Beruhigend war, dass auch die anderen Schülerinnen und Schüler angeschrien wurden. Es konnte also nicht nur an mir liegen. Auch die französischen Schülerinnen und Schüler wurden wegen aus meiner Sicht Kleinigkeiten so streng zurechtgewiesen, dass es sogar Tränen gab. Da ist der Umgang bei uns entspannter.
Zum Glück war das eine Ausnahme, die meisten Lehrerinnen und Lehrer waren sehr nett. Der Unterricht lief meistens einseitig nur über das Lehrpersonal ab. Es war viel ruhiger als bei uns. Die Klassen wurden zum Unterrichtsbeginn von ihren Lehrerinnen und Lehrern in der Pausenhalle abgeholt und alle gingen ruhig zum Klassenraum. Wenn man eine Freistunde hatte, saß man mit anderen Schülerinnen und Schülern der Schule in einem Raum und musste still arbeiten. Es wurde nicht gesprochen. Eine Person hatte die Aufsicht und nur wer eine Frage hatte, durfte sich melden und bekam leise Hilfe.
Das Mittagessen in der Kantine war anders als bei uns eine richtig gekochte Mahlzeit mit drei Gängen und außer am Mittwoch dauerte die Schule immer bis 16 Uhr. Das waren anstrengende Schultage, da wir immer noch einen längeren Rückweg hatten und selten vor 17 Uhr wieder zu Hause waren. Für Freizeit und Verabredungen blieb nur das Wochenende. Meine Austauschpartnerin ging mittwochs zum Sport und dann noch einmal in der Woche zum Musikunterricht. Ausgerechnet am Freitag waren wir dadurch erst abends um 19 Uhr zurück.
Die Gespräche mit den Freundinnen wurden über Skype oder per Mail geführt. Am Wochenende gingen wir einmal zu einer Party. Der Sonntag gehörte der Familie. Wir aßen lange und gut zusammen, gingen mit der Mutter zum Einkaufen und oft spielte ich auch mit den beiden kleineren Geschwistern, die mir in der Zeit sehr ans Herz gewachsen sind.
Die Familie hat ganz viel mit mir unternommen. Wir waren Canoeing auf der Loire, fuhren mit dem Fahrrad, sahen mehrfach Filme im Kino, besuchten mit den Großeltern den Kletterwald, gingen Schlittschuh laufen in der Eishalle und fuhren für ein Wochenende nach La Rochelle und auf der Ile de Re.
Auch die Großeltern lernte ich kennen. Die letzten Tage meines Aufenthaltes in Frankreich verbrachte ich mit Jeanne und ihren Geschwistern in der Nähe von Straßburg bei den Großeltern.
Zum Abschluss trafen sich unsere Familien dort und vor der Abreise gab es noch ein leckeres französisches Abendessen mit beiden Familien.
Ich hatte eine ganz tolle Zeit in Frankreich und trotz aller Freude wieder nach Tecklenburg zu meiner Familie und zu meinen Freunden zu kommen, war ich traurig, meine französische Familie zurücklassen zu müssen.
Nun freue ich mich darauf, dass Jeanne Ende Januar für 8 Wochen zu uns kommt und ich sie wiedersehe.
Wenn sich die nächste Möglichkeit ergibt, werde ich sicher auch noch einmal nach Rochefort fahren, um meine Gastfamilie zu besuchen.
Judith war im Schuljahr 2016/17 fünf Wochen als Gastschülerin in Frankreich.