Deutsch als Zielsprache

Durchgängige Sprachbildung im sprachsensiblen Fachunterricht sowie DaZ-Unterricht ist heutzutage selbstverständliche Aufgabe einer jeden Schule. DaZ ist die Abkürzung für „Deutsch als Zielsprache“ und spielt in Schulen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Integration von Kindern und Jugendlichen aus anderen Ländern, vor allem auch häufig mit Fluchterfahrung aus Krisenländern, die über noch keine oder noch nicht sehr ausgeprägte Deutschkenntnisse verfügen. Sie werden in NRW zunächst in einer zweijährigen Erstförderphase mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Dies geschieht an Regelschulen jeglicher Schulform. Hier wird innerhalb der zwei Jahre auch ausgelotet, welches danach die individuell passende Schulform ist, um reguläre bundesdeutsche Schulabschlüsse anzustreben.

Am Graf-Adolf-Gymnasium startete die Erstförderung mit dem Schuljahr 2017/18. Als UNESCO-Schule wollte man von Beginn an ein integratives Konzept, das den Unterricht im Fach DaZ mit Regelunterricht in Form des sprachsensiblen Fachunterrichts kombiniert. Koordinatorinnen sind die DaZ-Lehrerinnen Janine Bruns und Ellen Ortmann sowie Schulleiterin Evelyn Futterknecht, die für die momentan 10 Jugendlichen aus 7 Nationen im Alter von 11 bis 15 Jahren ein paralleles Prinzip des Deutschlernens und der Teilnahme am Fachunterricht entwickelt haben: „Wir arbeiten, im Unterschied zu vielen anderen Schulen, mit einer sofortigen Kombination von Deutsch als Zielsprache und regulärem sprachsensiblen Fachunterricht. Auch wenn die Kinder in den ersten Monaten nur wenige Unterrichtsinhalte im regulären Unterricht verstehen, so erfahren sie doch eine altersgemäße Integration in Klassenverbänden und in den Pausen“, sagt Ellen Ortmann. Durchschnittlich 12 ihrer regulären Wochenstunden der Jahrgänge 5 bis 8 verbringen sie daher im DaZ-Unterricht. Im Regelunterricht sollen sie Kontakte und Freundschaften in der Schule schließen, und die Fächer kennen lernen, unabhängig von ihren sprachlichen Fortschritten. „Besonders im Deutschlernen machen sie erstaunliche Fortschritte in sehr kurzer Zeit“, berichtet Janine Bruns. „Wir erleben es, dass sie Mengen an DaZ-Arbeitsblättern an Wochenenden sehr erfolgreich durcharbeiten und, trotz ihrer hohen Belastungen und ihren leidvollen Erfahrungen, dem Schulleben und unserem Team mit großer Freundlichkeit und Motivation begegnen“.

Ihre Erstförderung des Sprachförderprogramms MitSprache erhalten sie, gestützt durch Lehrwerke, von speziell dazu geschulten Lehrkräften. Zum Lehrkräfteteam gehören außerdem Ralf Gerner, Monika Selle und Henrike Hüwelmann sowie Melanie Rücker und Moritz Mense als Studierende in Praxissemestern, die Erfahrungen im Schulfach DaZ machen wollen und sich ehrenamtlich einsetzen.

Dass dieses integrationsorientierte Konzept aufgeht, wird nun im zweiten Jahr am GAG spürbar. Da hier schon seit vielen Jahren ein gut funktionierendes Paten-System in der Erprobungsstufe etabliert ist, haben viele Schülerinnen und Schüler der Oberstufe auch Interesse und Engagement für das Sprachförderprogramm MitSprache entwickelt. Sie arbeiten in der Einzelförderung und in ausgewählten Gruppenphasen mit und helfen beim Deutschlernen, beim Lernen in einzelnen Unterrichtsfächern, in der Alltagskommunikation und bei Problemen. „Einige unserer Oberstufenhelferinnen und -helfer sind so motiviert, dass sie jede Freistunde und viel Freizeit dafür einsetzen – sicher auch, weil sie erkennen, dass sich hieraus eine Vielfalt an Erfahrungen, Erkenntnissen und Wissen ergibt, auch über das Weltgeschehen im Hinblick auf Migrationsprozesse. Als Lehrkräfte erkennen wir, dass in der Mitarbeit der Jugendlichen ein Schlüssel zur Integration in Schulen liegt, weil ihre koordinierte Einbeziehung das Sprachvermögen und die Sicherheit im Umgang maßgeblich stützt und das Erleben und Erfahren von Vielfalt für alle Beteiligten ein großer Gewinn ist. Unser Gruppenfoto spiegelt, wie gut das Verhältnis unserer Oberstufenhelferinnen und -helfer und unserer im Sprachförderprogramm befindlichen Kinder ist“, sagt Ellen Ortmann, „und dass wir auf einem guten Weg sind, den wir weiter ausbauen werden, um den uns anvertrauten Kindern einen guten Start zu geben. Und wir hoffen natürlich, einige von ihnen am GAG Abitur machen zu sehen!“

(Hö)