Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan

Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan

Über Hässlichkeit lässt sich ebenso streiten wie über Schönheit, die ja sprichwörtlich im Auge des Betrachters oder der Betrachterin liegt. Für Gert Kähler, einen bekannten deutschen Architekturwissenschaftler, ist Hässlichkeit an und in Gebäuden „ästhetische Umweltverschmutzung“. Oft stellt sie sich als grau in graue Zweckbauweise dar, die uns die Laune vermiest und sich bevorzugt in Beton, farbneutralem Anstrich oder ungepflegter Einöde darbietet.
Farbgebung ist das Rezept, das diesem optischen Frustpotenzial aus philosophischer und künstlerischer Sicht entgegengesetzt werden kann. Das am GAG eingeführte Philosophie-Lehrbuch lieferte auch in diesem Frühjahr wieder den Philosophinnen und Philosophen des Abiturjahrgangs, angeregt durch Heidemarie Wenzel, Grundlagen für Farbakzente, die sie uns nun als ästhetisches Vermächtnis hinterlassen: „Sicherlich macht Schönes in unserer Umgebung unser Leben erst lebenswert. Umgekehrt ist Hässliches eine untragbare Zumutung, zumindest auf die Dauer. Da wir Menschen unsere „Umwelt“ zum großen Teil gemeinsam gestalten und verantworten, erhält die Forderung nach einer schönen Umgebung neben dem ästhetischen einen ethischen Aspekt: Aus dem „Wie das hier aussieht – furchtbar“! wird zugleich die Forderung: „Das soll im Interesse der beteiligten Menschen anders werden!“
Heidemarie Wenzel formuliert die Intention der Schülerinnen und Schüler, die sie mit ihrem philosophisch inspirierten Farbprojekt verfolgen:
„Unser Philosophiekurs der Q2 hat sich mit den ethischen Aspekten ästhetischer Gleichgültigkeit nicht nur theoretisch auseinandergesetzt, sondern dieses von Gert Kähler inspirierte „das soll anders werden“ praktisch mit viel Engagement für Euch umgesetzt“.
Dass die Streichaktion von offiziellen GAG-Besuchern fälschlicherweise als mögliche „Strafaktion für irgendein Fehlverhalten … (?!?)“ gedeutet wurde, wie Frau Futterknecht bei ihrer Einweihungsrede am 12. April 2019 amüsiert berichtete, kann vor diesem Hintergrund nur als Defizit ästhetischen Bewusstseins bezeichnet werden! Nicht allein, dass der Kurs diese Form einer Ästhetisierung unserer Flure selber angeregt habe. Das positive Echo verdeutlicht dies: Spontanen Umfragen zufolge, setzt die Farbaktion – ganz im Gegenteil – genau den Kontrapunkt in unser eierschalfarben-graues Interieur, der nötig war, unser ästhetisches und ethisches Empfinden anzuregen.
(Hö)