Sechs Wochen in der Hauptstadt Perus

Sechs Wochen in der Hauptstadt Perus

Liebe Leserinnen und Leser, hola, ich möchte Euch gerne von meinem Schüleraustausch in Peru im Juli/August 2023 erzählen. Für mich war es ein tolles Erlebnis, an das ich mich bestimmt noch lange erinnern werde.

Wie es anfing: Es begann im August 2022 mit einer E-Mail von Herrn Wortberg, dass Gastfamilien gesucht werden für Schüler aus Peru. So kam es, dass im Januar und Februar 2023 Mateo von der Deutschen Schule in Lima sechs Wochen lang bei mir zu Hause wohnte und gemeinsam mit mir die 9a am GAG besuchte. Wir verstanden uns super und nach einer Menge Papierkram in der Vorbereitung und etwa fünf Monate später brachte mich meine Mutter nachts um drei Uhr nach Frankfurt, wo mein Abenteuer beginnen sollte.

Zusammen mit elf anderen deutschen Austauschschülern von Schulen aus ganz Deutschland flog ich zunächst nach Amsterdam und dann zwölf Stunden über den Atlantik nach Lima, der Hauptstadt Perus. Ich kannte die anderen deutschen Schüler vorher nicht, aber wir haben uns schnell gut verstanden.

Pazifik und Cusco:
Einen Tag nach meiner Landung fuhren wir direkt mit der Mutter und der kleinen Schwester von Mateo zwei Stunden in den Süden in ein Strandhaus. Es waren noch Ferien. Die Familie ist sehr warmherzig und hat mich unheimlich nett aufgenommen. Vor Ort verbrachten wir vier Tage und ich lernte eine Menge peruanisches Essen und die Kultur kennen. Am besten hat mir gefallen, dass wir dort viele neue Menschen kennengelernt haben, die immer sehr nett und interessiert waren. Ausserdem musste ich eine Menge Spanisch sprechen. Nach den vier Tagen ging es noch in derselben Nacht für Mateo, seinen Vater und mich per Flug hoch in die Anden. Genauer gesagt nach Cusco, das liegt auf 3400 Metern und ist die älteste Stadt Südamerikas. Seit 1983 gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO. Von dort aus hatten wir das große Glück, Machu Picchu besichtigen zu dürfen. Die über 600 Jahre alte Stadt wurde von den Inkas hoch oben auf einem Berg gebaut, was sogar aus heutiger Sicht noch sehr erstaunlich ist. Das Gefühl, auf diese alte Stadt zu schauen, ist unbeschreiblich, weil man einerseits die alte Stadt vor sich hat, andererseits einen atemberaubenden Ausblick über die Berggipfel. Die letzten beiden Tage in Cusco verbrachten wir damit, Mountainbike zu fahren. Wir hatten die Fahrräder mitgenommen und sind mit Freunden des Vaters zwei Tage lang in den Anden Downhill-Mountainbike gefahren, was mir persönlich riesigen Spaß bereitete, da ich in Deutschland auch gerne Mountainbike fahre.

Nach den sehr aufregenden ersten beiden Wochen waren die Winterferien vorbei, und die Schule wartete…

Schule:
Viele werden wahrscheinlich denken, dass die Schule dort komplett anders ist als bei uns, aber dies ist nicht der Fall. Mateo geht in Lima auf die Alexander-von-Humboldt-Schule, die eine offizielle deutsche Auslandsschule ist. An meinem ersten Tag kam es mir so vor, als wäre ich in Deutschland, da ich zum Beispiel aus dem Lehrerzimmer ein “Moin” oder
“Servus” hörte. Das liegt daran, dass es an der Schule viele deutsche Lehrer gibt. Auch der Unterricht war nicht nur auf Spanisch, sondern häufig auch auf Deutsch, und es war teilweise echt lustig, sich mit den Lehrern zu unterhalten. Es gab aber trotzdem ein paar Unterschiede zu einer deutschen Schule.

Der Unterricht begann morgens schon um 7:30 Uhr und endete erst gegen 15:30 Uhr. Da die Schule mitten in Lima an einer riesigen Hauptverkehrsstrasse liegt, ist es auch gefährlich, was zur Folge hat, dass die Schule komplett von einer Mauer umschlossen ist. Wenn man morgens nicht spätestens um 7:25 Uhr da war, wurde das Haupttor geschlossen und man musste durch ein kleines Nebentor in die Schule gehen. Beide Tore waren bewacht. Wenn man mehr als viermal in einem Halbjahr zu spät für das Haupttor war, musste man eine Woche lang nachmittags nachsitzen und eine Strafarbeit schreiben. Der Unterricht lief sehr ähnlich ab, wie wir ihn kennen. Es gab 90-minütige Stunden, und um 13:30 Uhr gingen wir 40 Minuten lang Mittagessen in der Mensa. Allgemein war die Schule ein sehr angenehmer Ort, da der Pausenhof sehr grün und mit vielen Sitzplätzen gestaltet war, und alle sich gerne und lange auf dem Schulgelände aufgehalten haben.

Alltag:
Nach der Schule begann immer der Alltag von Mateo und mir. Zweimal in der Woche sind wir in den 30 Minuten entfernt gelegenen Bergen Mountainbike gefahren. Sonst sind wir an zwei Tagen nach der Schule ins Gym gegangen oder haben Freunde von Mateo besucht. Am Wochenende waren wir auch häufig Mountainbike fahren und abends auf Partys, die eigentlich recht ähnlich abgelaufen sind wie bei uns. Generell haben wir viel Essen bestellt oder sind abends oft essen gegangen, weil das in Peru sehr günstig ist. Selten haben wir frisch gekocht. Ein typisches peruanisches Gericht ist Chicharrón (ein Burger mit Zwiebeln und Fisch) zusammen mit Chicha Morada (ein Getränk aus lila Mais), was mir sehr geschmeckt hat.
Einmal bin ich beim Mountainbike fahren schwer gestürzt und musste ins Krankenhaus. Lima hat zum Glück sehr gute Krankenhäuser, aber es war natürlich schon aufregend. Immerhin habe ich diese Seite des Landes auch mal kennengelernt, z.B. dass man erstmal bezahlen muss, bevor man nach Hause gehen darf.
Mir haben die sechs Wochen insgesamt sehr viel Spaß gemacht, und ich würde den Schüleraustausch sofort wieder machen. Ich liebe einfach das peruanische Essen und die Kultur. Obwohl Lima sehr gefährlich ist und man sich nur mit dem Auto fortbewegen kann (was zu einem hohen Verkehrsaufkommen führt), mag ich die Stadt sehr, weil generell alle sehr freundlich sind. Ich kann jedem nur empfehlen, dort einmal Urlaub zu machen oder sogar selber einen Schüleraustausch zu planen.

Viele Grüße
Quinn Schruff, Klasse 10a