Nigeria aus nigerianischer Perspektive

Nigeria aus nigerianischer Perspektive

Bereits seit einigen Jahren gehört das Themenfeld „Voices from the African Continent: Focus on Nigeria“ zum NRW-Kernlehrplan im Englischunterricht der Qualifikationsphase. Landeskundliche, soziale und kulturelle Aspekte des westafrikanischen Landes und ein Schwerpunkt auf literarischen Aspekten stehen für ein Quartal im Fokus.
Eine dieser “voices” war am Montag (27. 3. 2023) zu Besuch in einem Englisch-LK der Q1 des Graf-Adolf-Gymnasiums, als Andrew Igbedion den ‚coursemates‘ seiner Tochter Vanessa für Informationen und ein Interview über sein Heimatland zur Verfügung stand. Kurz nach Beendigung der Unterrichtseinheit eröffnete er der Lerngruppe nochmals den Blick auf die sehr komplexe Gesamtsituation in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, das im 19. Jahrhundert von Großbritannien von Nordwesten her kolonisiert wurde.
Mit einem beeindruckenden Überblick über wichtige historische und geopolitische Entwicklungen startete er, gestützt durch ein Tafelbild in seine Vermittlung vieler sehr komplexer Zusammenhänge. Auch die seit den 1960er Jahren bestehende und durch religiös-stammesgeschichtliche Einflüsse bedingte Bürgerkriegssituation wurde angerissen und mit dem im Unterricht behandelten Roman „Beasts of No Nation“ in Beziehung gesetzt. Die Situation von Kindersoldaten im Norden seines Landes wurde den 15 Schüler*innen dadurch noch plastischer als sie es im Roman und dessen Verfilmung wird.
Besonders interessant für die 16-Jährigen war auch die Gelegenheit, Fragen an Andrew Igbedion stellen zu können. Hier waren es vor allem Aspekte des konkreten Lebens in Nigeria, seiner Kultur und seinen Traditionen sowie Igbedions Wahrnehmung von Deutschland, was die Jugendlichen bewegte. Das Interesse reichte von religiösen Traditionen des christlich geprägten Südens, sowie der Ernährung. Sehr sensibel lotete Igbedion seine Informationen aus, wenn es um weltanschauliche Fragen ging, auch in seinem Statement, dass Rassismus immer – und nicht nur in Deutschland – mit Vorurteilen und mangelndem Wissen der Menschen zu tun habe: Man müsse einfach mehr wissen über die Menschen und man solle ihnen eine Chance geben.
Sehr interessant war vor allem auch das Thema der über 250 Landessprachen, die, grob gegliedert in drei Hauptsprachen und, überformt durch das Englische seit der Kolonialzeit, die Kommunikation sehr spezifisch macht. Igbedion, der aus dem Süden Nigerias in der Nähe der früheren Hauptstadt Lagos stammt, spricht muttersprachlich Ika, das einer der drei Hauptsprachen, dem Ibo, ähnlich ist und in diesem großen angrenzenden Sprachraum verstanden wird und. Wie viele afrikanische Sprachen wird seine Muttersprache nur mündlich weitergegeben. Er wurde gebeten, Begriffe in dieser Sprache zu vermitteln.
Einen sehr unterhaltsamen abschließenden Exkurs vermittelte der Blick auf einige nigerianische Begriffe des Pidgin English, als alle raten konnten, was zum Beispiel „How far“ in Nigeria bedeutet oder „I wan chop“ – oder auch der doppeldeutige Begriff „Abi“?! Dies ist Insider-Wissen, das zunächst auf den Englisch-LK von Dr. Monika Höhl beschränkt bleiben wird, die Andrew Igbedion in ihren Kurs eingeladen hatte – eine Option, die er sehr gerne ergriff, um Interessierten einiges über sein Heimatland berichten zu können, das er so häufig wie möglich besucht und so viel wie möglich für seine zweite Heimat Deutschland verstehbar machen möchte.

(Hö)

Nigerian Pidgin English German
„I wan chop“ I have cabbage steam /  I am hungry! Ich habe Kohldampf / ich habe hunger
„E too cost“ It’s too expensive! Ist mir zu teuer
„Abi“ …, is it“ + …isn’t it So ist es! + So ist es nicht!
„Abeg“ „Please! + „Forget it!“ Bitte!!! + Vergiss es!!!
„Go slow“ = noun: traffic jam Stau
wahala

„wahala day“

„no wahala“

= noun = problem

= a bad day!

= no problem!

Schwierigkeit / Problem
„no fall my hand“ = Do not rib me off“ Verarsche/Veräppele mich nicht!
„I no send“ = I don’t mind Ist mir egal!