Religionsunterricht und Kirche der Zukunft

Religionsunterricht und Kirche der Zukunft

Zu Gast im Religionsunterricht der Jahgangsstufe 10 (EF) des Graf-Adolf-Gymnasiums war am Dienstag (7. Juni 2022) der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg André Ost, um mit den Jugendlichen über Gegenwart und Zukunft der Kirche zu sprechen. GAG-Religionslehrkräfte Ulrike Lausberg und René Gizinski wollten ihren 32 Schüler*innen die Möglichkeit geben, zu religiös-kirchlichen Themen unserer Region in Dialog zu treten.
Ost, ehemals Pfarrer in Tecklenburg, ist Mitglied der Evangelischen Landessynode Westfalen sowie der Synode der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) kennt alle Ebenen und Problemzonen kirchlicher Arbeit. Auch das Alltagsleben der Menschen und ihre Erwartungen an Kirche und kirchengemeindliche Arbeit sind für ihn Erfahrungsbereiche, die er in vielen Jahren durch die Nähe zu Gemeinden und zu Gläubigen aufgebaut hat. Er ist in der Region weithin bekannt und geschätzt sowie engagiert in vielen weiteren sozialen und kulturellen Zusammenhängen. Sein Kirchenkreis umfasst 17 Gemeinden mit circa 70.000 protestantischen Gläubigen.
Er begegnete den 16-Jährigen auf Augenhöe und mit viel Gespür für ihre Interessen, ihre Fragen, aber auch ihre Probleme mit christlichem Kirchenleben in unserer Zeit. Die Jugendlichen zeigten sich interessiert an seinem Arbeitsalltag, und er informierte sie über seine Arbeit in beruflichen Gremien, die sich heute vor allem auch mit Gründen und Lösungsmöglichkeiten für schwindende Mitgliederzahlen in den Kirchen befassen. Er beschrieb diakonische Aufgaben und erläuterte den Jugendlichen dadurch auch wesentliche weitere Wirkungsbereiche der Kirchen in Bildungseinrichtungen und sozialen Institutionen. Er riss das Thema der Gestaltung von Gottesdiensten an und damit auch die Frage, wie diese in den Gemeinden für alle Generationen interessant und adressatengerecht vorbereitet und umgesetzt werden können. Hiermit in Zusammenhang stehe auch der Aspekt, dass auf Grund der hohen Auslastung von Pfarrer*innen in ihren Gemeinden auch ehrenamtliches Wirken kreativ ausgelotet und gefördert werden müsse. Hiermit in Zusammenhang stehe auch Ökumene, um gemeinsam mit allen Glaubensrichtungen neue Formen der Kooperation und des kulturellen Austauschs zu entwickeln.
Osts Frage an die Jugendlichen, wie sie ihre eigene Rolle in der Kirche sehen, beantworteten einige mit leichter Skepsis, ob Jugendliche mit ihren Bedürfnissen, Vorstellungen und Problemen – über die Konfirmation hinaus – interessant für die Kirche und ihre Kirchengemeinden seien. Auch räumliche Aspekte spielen dabei für die Jugendlichen eine Rolle. Denn das ideale Kirchengebäude, so zeigte der Dialog mit ihnen, würde für sie Zeit und Raum bzw. Räumlichkeiten für ihre Interessen und auch die Interessen älterer Gemeindeglieder bedeuten. Für sie wäre ein Zusammenspiel von Traditionen und neuen Gestaltungselementen ein guter Anreiz sein, Kirche ernster in ihr Leben zu integrieren.
Ideenbörsen für kirchliche Funktionsträger könnten vielleicht regelmäßige Besuche in Schulen nach dem Modell André Osts sein, in Kooperation mit engagierten Religions- und Ethiklehrkräften wie Lausberg und Gizinski, die sich trauen, die zukunftsfähige Bausteine der Kirche in Schulen zu thematisieren.
(Hö)