Die Hundertjährige, die jünger geworden war

Die Hundertjährige, die jünger geworden war

Einmal wieder ein Stündchen an dem Gymnasium zu verbringen, an dem man vor über fünfzig Jahren das Abitur abgelegt hat, dazu hatten sich am 20. Mai 2023 zwei Jahrgänge Ehemaliger in Tecklenburg eingefunden. Jeweils zehn Abiturient*innen der Jahre 1962 und 1968 waren gekommen, um sich, nebst anderer gemeinsamer Aktivitäten, das nunmehr einhundert Jahre alte und doch sehr junge Graf-Adolf-Gymnasium anzuschauen.
Es wurden für beide Gruppen problemlos zwei erinnerungsreiche Stunden, wachgerufen in Klassen- und Fachräumen und auf dem schönen GAG-Schulhof. Lehrerin Dr. Monika Höhl und der mit anerkennender Begeisterung begrüßte frühere Schulleiter Gerhart Knoblauch begleiteten beide Jahrgänge auf ihrer Zeitreise. Sie beobachteten bei beiden Gruppen eine noch immer bestehende Verbindung zueinander und mit Leidenschaft ausgetauschte Erinnerungen an ihre gemeinsame Lebensphase.
Die damalige Graf-Adolf-Schule war das für sie erreichbare „Aufbaugymnasium“, das ihnen als leistungsstarken Absolvent*innen von Volks-oder Realschulen die Möglichkeit zum Abitur eröffnete und zum Ausgangspunkt für ihre Karrieren und Lebensentwürfe wurde. Es war eine Schulzeit, die für viele mit endlosen täglichen An-und Abfahrten verbunden war, mit damals an der Schule noch wesentlich engeren räumlichen Bedingungen und – historisch gesehen – in einer Zeit des Wandels in der deutschen Gesellschaft. Viele langsam bröckelnde Traditionen galten am Schnittpunkt zu den 68er Jahren noch etwas an Gymnasien. So hießen die sechs Aufbauschuljahrgänge noch „Untertertia“ bis „Oberprima“, und einige der zumeist männlichen Lehrkräfte wollten noch mit „Herr Oberstudienrat“ angesprochen werden. Angesichts klar gesteckter Hierarchien und Anforderungen auf der einen und dem Erwachsenwerden auf der anderen Seite waren Schulen damals – und sind es bis heute – Orte des täglichen Sich-Beweisens und Sich-Auflehnens und Spiegelbilder der Gesellschaft.
Beim Wiedersehen war man sich einig, dass ihre Hundertjährige heute ein modernes und vor allem im MINT-Bereich und auf Nachhaltigkeit setzende UNESCO-Schule sehr vielgestaltig aufgebautes „grundständiges Gymnasium“ ist. Vor allem der liebevoll und mit Blick auf Natur und landschaftliche Lage angelegte über die Jahrzehnte wesentlich größer gewordene Schulhof weckte Begeisterung und Einigkeit darüber, dass sich hier für Kinder und Jugendliche viele Möglichkeiten ergeben, sich zu bewegen und zu „chillen“.
Verschüttete und bewahrte Erinnerungen wurden ausgetauscht. Interessant und unterhaltsam sei es bei beiden Gruppen gewesen, wie über damalige Konfliktlagen und deren Lösungswege berichtet wurde, so Gerhart Knoblauch. Die Begegnung mit den Ehemaligen habe ihm wieder einmal verdeutlicht, wie sehr die Gymnasialzeit gestern wie heute auf alle Bandbreiten des Lebens vorbereite und durch das ehrgeizige Ziel des Abiturs sehr reflektierte Gegenwartsmenschen präge.
Das GAG freut sich auch weiterhin auf einen regen Gedankenaustausch vieler Ehemaliger insbesondere im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten am 16. September, wenn nach dem vormittäglichen Festakt auf der Freilichtbühne ab 17 Uhr für sie eine Geburtstagsfeier steigen wird, zu der unter anderem auch ehemalige Lehrkräfte herzlich eingeladen sind. Weitere Informationen hierzu gibt es auf der GAG-Homepage unter www. graf-adolf-gymnasium.de.
(Hö)