Zukunftswerkstatt am GAG — Ein Mehr an fairen Möglichkeiten

Zukunftswerkstatt am GAG — Ein Mehr an fairen Möglichkeiten

Zu Beginn der Fairen Woche wurde der FAIRKAUF-GAG-SHOP feierlich am Graf-Adolf-Gymnasium eröffnet. Der alte Jahrmarktwagen, im Frühsommer im Rahmen der UNESCO-Projekttage von der UNESCO-Schule adoptiert, kann nun an einem festen Standort neue Fahrt aufnehmen. Auf dem Weg zur Sporthalle soll er ab jetzt ein von Schüler*innen betreuter Umschlagplatz für fair gehandelte Waren sowie Tausch- und Ausleihbörse werden. Aber auch als ‚Strandbar‘, Klatschbörse und Ideenpool soll der Stand am Rande des Bolzplatzes im Schulalltag dienen. Dass das zugehörige Liegestuhl-Arrangement wie der FAIRKAUF des neuen GAG-SHOPs sich bereits in den zwei Wochen nach der Eröffnung sehr großer Beliebtheit erfreut, erfreut wiederum Schulleiterin Evelyn Futterknecht, suchte sie doch schon seit einiger Zeit nach einem geeigneten Ort auf dem Schulgelände für einen fairen „Markt der Möglichkeiten“, der von Schüler*innen für Schüler*innen betrieben werden sollte. Als Sozialwissenschaftslehrerin war es ihr ein großes Anliegen, wirtschaftspraktische Versuchsfelder im Sinne der Nachhaltigkeit und des fairen Handels ganzheitlich in das Schulleben zu integrieren. So fungiert der FAIRKAUF-GAG-SHOP als eine vom Fach Sozialwissenschaften/Politik ausgehende, aber fächerübergreifende Zukunftswerkstatt, in der die Schüler*innen durch praxisbezogenes, faires und nachhaltiges ökonomisches Handeln im Schullalltag ganzheitlich und spielerisch lernen können. Wie refinanziert sich eine Produktpalette? Welche Marketingstrategien werden benötigt, um fairen Handel adressatenbewusst salonfähig zu machen? Wie funktionieren Marktanalysen in der Praxis? Allem übergeordnet steht die UNESCO-Frage nach der Verteilungs- und Produktionsgerechtigkeit sowie nach fairen Sozialstandards in der Weltgesellschaft nach dem Motto „Wie kann durch lokales Handeln und globales Denken die Welt Stück für Stück verbessert werden“. Evelyn Futterknecht freut sich über die große Resonanz in der Schülerschaft. „Die Schüler*innen reißen mir in jeder Pause den Schlüssel für den FAIRKAUF-GAG-SHOP förmlich aus der Hand, verkaufen mit Freude fair gehandelte Produkte und verleihen – selbstverständlich kostenlos – fair gehandelte Fußbälle.“
Nun ist der Moment gekommen, in dem der FAIRKAUF-GAG-SHOP gänzlich in die Hände der Schüler*innen gegeben werden soll. „Nach diesem erfolgreichen Start soll nun auch die Planung, die Verwaltung und die Erweiterung der Produktpalette in die Hände von Schüler*innen gegeben werden.“ Dazu wird die Schulleiterin nun bald den Schlüssel feierlich an die Schülervertretung übergeben. Im Rahmen der UNESCO-Projekttage vor den Sommerferien hatte der durch die Schulleiterin betreute Grundkurs Sozialwissenschaften der Jahrgangsstufe 10 (EF) gemeinsam mit zwei Graffiti-Künstlern, die äußere Gestaltung übernommen. Im coolen Sprayer-Look und bunt gefärbt steht der ehemals schmucklose und in die Jahre gekommene Wagen. Hausmeister Alfons Middendorf hat ihn nun mit einem praktischen Innenleben versehen. Evelyn Futterknecht steuerte aus einer Geschäftsauflösung ein praktisches Wandregal bei. Begeistert eröffnete sie die Handelssaison 2021 gemeinsam mit einigen Schüler*innen aus der diesjährigen Jahrgangsstufe EF. Sie betonten den Grundgedanken und die Chance, dass er sich zu einer allseits bekannten und lebendigen Fairtrade-, Tausch- und Leihbörse von Schüler*innen für die ganze Schulgemeinschaft entwickeln kann. „Auch innerhalb der SV soll überlegt werden, inwiefern auch hier Zukunftswandel gestaltet werden kann.“
Weiter vorgesehen ist schon jetzt der Verkauf fair gehandelter Bio-Snacks und gelungener Produkte aus Unterricht und Projekten. Klar war auch von Beginn an, dass hier fair produzierte und gehandelte Fußbälle ausgeliehen werden können. Aber auch zur Tauschbörse könnte der FAIRKAUF-GAG-SHOP avancieren, sofern sich erst einmal attraktive Tauschangebote finden. Hier kann man sich beispielsweise auch Dienstleistungen oder Reparaturdienste gegen Sachwerte denken, frei nach dem Motto „Tausche Fahrradschlauchwechsel gegen Apfelkuchen!“ Besonders bemerkenswert wäre hier natürlich ein großangelegter Tausch wie „cooles Graffiti am Garagentor gegen 10 Mathe-Nachhilfestunden!“.
Neben allen Phantasien zeigt das jetzt Vorhandene bereits, dass der FAIRKAUF-GAG-SHOP auf viele nützliche Bereiche ausgedehnt werden kann, wenn sich hierfür Interesse und Möglichkeiten zeigen. Schnell fanden sich am Eröffnungstag erste Interessent*innen an der coolen Bude, die in diesem Schuljahr das Management übernehmen wollen. Wieder sind sie aus der EF, und sie wollen versuchen, dort etwas zu verstetigen, das der Grundidee und den Vorarbeiten gerecht wird. Sie erhalten, so Evelyn Futterknecht, Gelegenheit zur weiteren äußeren und inneren Gestaltung, zur Entwicklung von Modulen und Organisationsformen, zum Experimentieren und zum Entdecken wirklich lohnender fairer Handelsobjekte und –prozesse mit Gegenwarts- und Zukunftstauglichkeit.
Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 5, 6 und 10 haben in den vergangenen zwei Wochen bereits den Verkauf eigenständig übernommen, was das jahrgangsstufenübergreifende praxisbezogene Lernpotenzial in spielerischen Zusammenhängen schon jetzt erkennen lässt.
Wie facettenreich die Zukunft des FAIRKAUF-GAG-SHOPS auch immer aussehen wird: Der Gang zur Turnhalle ist durch ihn entscheidend bunter und interessanter geworden: ein Mehr an Phantasie und fairen Möglichkeiten.
(Hö)