Zwei Monate in Frankreich

Zwei Monate in Frankreich

Als meine Familie mich am 17. September 2018 nach Düsseldorf zum Flughafen gebracht hat, hatte ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, dass sich bald einiges in meinem Alltag umstellen würde. Auch als ich dann im Flieger saß, war bei mir fast keine Nervosität zu spüren. Am Flughafen in Nantes angekommen wurde ich von meiner Gastfamilie mit fünf Minuten Verspätung sehr nett begrüßt und abgeholt. Da ich bereits einmal für zehn Tage bei meiner Gastfamilie in Val-Du-Layon, einem Nachbarort von Chalonnes-sur-Loire, war, hatte ich keine Probleme mehr, mich in meinem Zuhause für die nächsten zwei Monate zurechtzufinden. Es gab dort eher wenige Geschäfte, der Ort war aber an eine Bushaltestelle und die Loire angeschlossen. Nachdem meine Austauschschülerin mir ein Heft für die Schule gegeben hatte, welches sich von dem deutschen Papier deutlich unterschieden hat, haben wir noch etwas geredet und ich wurde ein wenig auf den folgenden Schultag vorbereitet. Anschließend haben wir noch um 20.30 Uhr gegessen, was mir recht spät vorkam, in Frankreich jedoch für die meisten Familien eine normale Essenszeit ist.

Doch bevor ich nun weiter von meinen Erfahrungen spreche, möchte ich euch erzählen, wie ich überhaupt zu diesem Austausch gekommen bin. Erst einmal war ich sehr begeistert von meinem Austausch nach Chalonnes in der achten Klasse. Unerwarteterweise bekamen ein paar Schülerinnen und Schüler aus meiner Stufe, darunter auch ich, in der neunten Klasse eine erneute Chance, noch einmal mit auf den Austausch zu fahren. Da meine Austauschschülerin vom vorherigen Jahr nicht mehr auf unserer Partnerschule, dem College Saint-Exupéry war, kam ich in eine neue französische Familie. Da ich mich mit meiner Austauschschülerin bei meinem zweiten Frankreichaustausch noch besser verstanden habe und ich gerne meine Sprachkenntnisse verbessern wollte, kam ich auf die Idee, noch einmal einen eigenen Austausch zu machen. Als ich meiner Austauschschülerin von meinen Absichten erzählte, bot sie mir direkt an, dass ich noch einmal zu ihr kommen könne. Als wir nun auch das Einverständnis unserer Eltern bekamen, ging es nur noch um die Planung und den Flug. Organisiert habe ich alles selbst.

Ich kam an einem Montag – also während der Schulzeit – in Frankreich an, weshalb ich schon am nächsten Tag dort zur Schule gehen konnte. An meinem ersten Schultag wurde ich von meiner Klasse seeeehr nett aufgenommen. In den ersten Pausen waren alle sehr aufgeregt mich kennenzulernen und haben mir haufenweise Fragen gestellt. Hierbei stand mir meine Austauschschülerin unterstützend zur Seite und hat mir durch ein paar Erklärungen geholfen alles zu verstehen. Meine anfänglichen Schwierigkeiten der schnell gesprochenen Sprache zu folgen legten sich schnell, da ich mich schon bald an Sprache und das schnelle Sprechen der Französinnen und Franzosen gewöhnte. Somit lernte ich auch die Wörter, die ich nicht kannte, einfach aus dem Kontext oder durch kleine Erklärungen meiner Austauschschülerin und weiterer neu gefundener Freundinnen und Freunde zu verstehen.

Für die ersten Wochen war ich Gesprächsthema Nummer 1 – zumindest in meinem Jahrgang. Die Jüngeren dachten erstmal, ich wäre eine neue Schülerin.

Die Schulfächer in Frankreich sind im Großen und Ganzen die gleichen wie in Deutschland, nur werden dort manche Fächer in Kombinationen unterrichtet, wie z.B. Physik-Chemie oder Geschichte-Erdkunde. Der Unterricht an sich ist allerdings anders organisiert und aufgebaut.

Zum einen wird dort viel mehr mit Computern und Beamern gearbeitet, die dort in jedem Klassenraum vorhanden sind. Darüber hinaus ist auch der Unterrichtsstoff und Lehrplan unterschiedlich. In Mathe z.B. wurden dort Themen zum ersten Mal behandelt, die wir schon vor längerer Zeit bearbeitet hatten. So war es für mich nicht allzu schwierig, dem Unterricht zu folgen. Ein weiterer Unterschied zu uns ist, dass mittags alle Schülerinnen und Schüler in eine Kantine gehen, um dort gemeinsam warm Mittag zu essen.

Am Wochenende habe ich viel mit meiner Austauschschülerin und ihrer Familie unternommen. Wir haben einige Schlösser besichtigt und sind zu Geburtstagen der Familie gefahren, wodurch ich meine Sprachkenntnisse noch weiter verbessern konnte und ebenfalls mehr Einblicke in das Familienleben und die Traditionen bekommen habe. Zudem haben wir mit meiner Austauschmutter an einem Tag Les Machines des l’île, in Nantes, besucht. Oft haben wir uns auch mit Freundinnen und Freunden in Chalonnes getroffen.

Als Highlight kann ich den Wochenendtrip über meinen Geburtstag nach Paris bezeichnen.

Entgegen den Vorschlägen meiner Freundinnen und Freunde, dass ich doch noch länger bleiben könne, war dann der 25. Oktober 2018 mein letzter Tag in Frankreich. Meine Austauschschülerin hat dafür eine Überraschungsparty veranstaltet. So konnte ich meinen Abschied und meinen Geburtstag noch mit meinen Freunden feiern.

Abends waren noch Freundinnen und Freunde der Familie und auch eine Freundin von mir zum Abendessen geblieben. Dies war wohl das längste Abendessen, dass ich in Frankreich erlebt habe. Mit Vorspeise, Hauptgang (als Raclette auf französische Art) und einem Nachtisch dauerte das Essen von 21 bis 0.30 Uhr. So wurde mir zum Abschied eine französisches Ritual bestätigt. Nämlich, dass Franzosen immer spät und sehr lange essen.

Als ich nun am nächsten Morgen aufwachte, war ich schon etwas traurig, dass ich mich in ein paar Stunden verabschieden werden müsste. Mit ein paar Komplikationen waren wir letztendlich zwar sehr spät, aber doch gerade noch rechtzeitig am Flughafen angekommen. Der Abschied von meinen Freundinnen und meiner Gastfamilie, die mir anbot, dass ich gerne wiederkommen könne, wann ich wolle, da ich nun auch zu ihrer Familie gehören würde, ist mir sehr schwer gefallen. So sind unglaubliche Wochen wie im Flug vergangen und die schöne Zeit, die ich hatte, war viel zu schnell zu Ende.

Alles in allem habe ich abgesehen von einem guten und nahezu flüssigen Französisch und vielen neuen Freundschaften auch viel Selbstständigkeit mit nach Hause gebracht. Für mich waren diese zwei Monate eine unvergessliche Zeit mit vielen neuen Erfahrungen!

Ich kann jedem, der die Chance zu einem Austausch hat, nur dazu raten, diese zu ergreifen, egal in welches Land und für wie lange. Es ist auf jeden Fall ein tolles Erlebnis! Ich habe immer noch Kontakt zu meinen Freundinnen und Freunden und freue mich jetzt schon wieder auf meinen nächsten Besuch in Frankreich, um diese wiederzusehen.

Vivien Ritter (im Foto zweite von links) aus der Jahrgangsstufe EF war im Schuljahr 2018/19 für etwa zwei Monate als Gastschülerin in Frankreich.