Sterbehilfe als ethisches Problem – Moraltheologe diskutiert mit Religionskurs

Sterbehilfe als ethisches Problem – Moraltheologe diskutiert mit Religionskurs

Am 5. März war der Moraltheologe, Krankenhausseelsorger und Priester Prof. Dr. Rudolf B. Hein OPraem am Graf-Adolf-Gymnasium zu Gast im katholischen Religionskurs der Q1 am GAG (Herr Igelbrink/Herr Dr. Rüschenschmidt). Pater Rudolf ist seit 2017 Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule. Der Religionskurs der Q1 befasst sich derzeit anhand des Films „Gott“ mit ethischen Fragen rund um das Thema Thema der Sterbehilfe. Mit Pater Rudolf fand der Kurs einen Gesprächspartner, der als Professor für Theologie die Theorie kennt, aber als Krankenhausseelsorger auch die Nöte und Krisen von kranken Menschen.
Pater Rudolf hielt zunächst einen einführenden Vortrag zu theologischen Fragen. Dabei ging er auch auf die Frage ein, welche moralische Autorität die Bibel hat. Er betonte, dass die Bibel nicht das direkte Wort Gottes sei, sondern das Wort von gläubigen Menschen aus der Sicht ihrer Zeit. Er argumentierte, dass man aus der Bibel keine direkten Handlungsregeln für heute ableiten könne. Gläubige Menschen müssten sich zur Begründung von moralischen Standpunkten immer auf die Vernunft berufen.
Im Anschluss an den Vortrag führte Pater Rudolf ein Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern. Dabei wurden verschiedene Themen diskutiert, besonders die Frage der Sterbehilfe. Pater Rudolf betonte, dass der Suizid nicht verboten sei und moralisch in der Freiheit des einzelnen Menschen liege. Er kritisierte ein generelles Verbot der Sterbehilfe als „Quatsch“, betonte jedoch, dass Regeln sicherstellen müssten, dass der Wunsch nach Sterbehilfe wirklich frei und dauerhaft sei. Zudem müsse man die Probleme, die hinter Sterbewünschen liegen, wie z.B. Einsamkeit, Depressionen oder Sinnverlust, beachten und behandeln.
Die Schülerinnen und Schüler äußerten verschiedene Meinungen zur Sterbehilfe. Viele waren aufgrund des Aspekts der Selbstbestimmung für die Sterbehilfe, betonten aber die Notwendigkeit, dass sichergestellt sei, dass der Entschluss frei und dauerhaft sei. Einige plädierten dafür, Sterbehilfe nur für schwer kranke Menschen zu erlauben (wie z.B. in der Schweiz). Andere betonten, dass Sterbehilfe für alle möglich sein müsste, aber dass jeder Druck verhindert werden müsste und finanzielle Kosten keine Rolle spielen dürfen, damit kein Druck auf Alte oder Pflegebedürftige entstehe.
Der Tag war geprägt von einer lebhaften Diskussion über ethische Fragen im Kontext von Religion, Moral und persönlicher Freiheit, die von Pater Rudolfs einführendem Vortrag inspiriert wurde.

Sophie Strothmann, Sina Schütte (Q1)