Eine Geschichtsstunde der besonderen Art

Eine Geschichtsstunde der besonderen Art

Eine Geschichtsstunde der anderen Art erlebten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10c am 18. April. Sie besuchten gemeinsam mit ihrem Lehrer Herrn Dr. Rüschenschmidt den ehemaligen Bürgermeister von Tecklenburg, Klaus Martin Lausberg – allerdings weniger wegen seiner politischen Verdienste, sondern um über seine Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit zu sprechen.
Eindringliche Schilderungen aus erster Hand
Herr Klaus Martin Lausberg wurde 1931 in Halver im westlichen Sauerland geboren. Er erzählte anschaulich von seiner Kindheit und Jugend, die von einer militärischen Erziehung geprägt war. Zwar musste er aufgrund seines Alters noch nicht als Flakhelfer dienen, aber zwei Mal pro Woche beim Jungvolk, den so genannten „Pimpfen“, antreten. Das Schulsystem war geprägt von absolutem Gehorsam, sonst drohten Prügelstrafen. In das System des Nationalsozialismus hineingeboren und aufgewachsen, stellte man es nicht in Frage, so Herr Lausberg. Aber er sei innerlich distanziert gewesen. Jüdinnen und Juden habe es in seinem Heimatort nicht gegeben, aber eine Roma-Familie. „Die sind irgendwann deportiert und vermutlich im Konzentrationslager ermordet worden“, erinnert er sich. Die Befreiung 1945 habe er auch tatsächlich als Befreiung erlebt – denn so sei die nächste Einheit beim Jungvolk entfallen, die ihm stets „lästig“ gewesen waren.
Der Vater von Herrn Lausberg war Verwaltungsbeamter und trat aufgrund politischen Drucks im Mai 1933 der NSDAP bei. Er und weitere Kollegen bezeichneten sich als „Maikäfer“, da sie nicht aus Überzeugung, sondern aufgrund der drohenden Entlassung alle zur ähnlichen Zeit, im Mai 1933, der Partei beigetreten seien.
Große Armut in der Nachkriegszeit
Die Zeit des Kriegsendes und die unmittelbare Nachkriegszeit beschrieb Herr Lausberg als geprägt von Hunger und Armut. Es gab weder ausreichend Essen, das mit Lebensmittelmarken rationiert wurde, noch vernünftige Kleidung, die Herr Lausberg sich teilweise aus Zeltstoff schneidern lassen musste. Nach dem Krieg machte Herr Lausberg das Abitur, studierte Biologie und Chemie und war Lehrer und Oberstufenkoordinator in Lengerich, außerdem politisch als Bürgermeister von Tecklenburg tätig.
Eine wertvolle Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler
Die Klasse 10c fand den Besuch bei Herrn Lausberg sehr interessant und anschaulich. Jemandem zuzuhören, der diese Zeit selbst erlebt hat und seine Eindrücke und Erfahrungen aus dieser Zeit schildern konnte, gab einen ergänzenden Blickwinkel auf diese Zeit. Außerdem war es eine schöne Abwechslung zu den „normalen“ Geschichtsstunden im Klassenzimmer. „Ich hoffe, dass ich etwas dazu beigetragen habe, dass ihr nicht die AfD wählt“, gab Herr Lausberg den Schülerinnen und Schülern mit. Die Klasse 10c bedankte sich sehr herzlich bei Herrn Lausberg für das spannende Gespräch.

Anna-Lena Oelrich, Janne Sieck (10c)