Schülerin aus Windhoek zu Gast bei uns

Schülerin aus Windhoek zu Gast bei uns

Ein sechswöchiger Deutschlandaufenthalt war für die 15jährige Namibierin Romy Lück ein kleines Abenteuer im Land ihrer Vorfahren, die im 19. Und 20. Jahrhundert aus dem Kölner und dem Magdeburger Raum stammten. Einige Wochen verbrachte sie jetzt als Gastschülerin in einer neunten Klasse des Graf-Adolf-Gymnasiums in Tecklenburg. Es fielen ihr viele Unterschiede auf, aber auch Ähnlichkeiten in der Unterrichtsweise und im Lernstoff eine deutschen Gymnasiums. Dies ist kein Wunder, denn sie besucht in Windhoek die DPHS (Deutsche Höhere Privatschule), die sich für alle Jahrgangsstufen von der ersten bis zur zwölften Klasse am Lehrplan deutscher Grundschulen und Gymnasien orientiert und hierfür hauptsächlich deutschsprachige Lehrkräfte einsetzt. Doch kann man dort auch ein am britischen Schulsystem orientiertes internationales ‚Abitur‘ ablegen. Neben Deutsch werden im Sprachenbereich Englisch, Französisch, Spanisch und andere namibische Landessprachen unterrichtet. Ihre Lieblingsfächer sind aktuell Erdkunde und Sport mit Schwerpunkten bei Handball, Leichtathletik und Fußball. Auch in Romys Freizeit bestimmt Sport ihr Leben, vor allem mit Tennis und Volleyball.
Über ihre Zeit in Deutschland sagt sie – wie viele Jugendliche aus afrikanischen oder südamerikanischen Ländern – dass sie die räumliche Freiheit und Sicherheit, in der deutsche Jugendliche sich bewegen können, als großen Vorteil ansieht sehr genossen hat. In ihrer Gastfamilie in Wechte habe sie außerdem eine sehr zugewandte und aufgeschlossene Stimmung geschätzt, die sie einige Ängste vor der neuen Umgebung vergessen ließ. Wenn sie an ihr Land und an ihre Schule denkt, fällt ihr jetzt auf, dass eine Auseinandersetzung in ihrem Geschichtsunterricht mit der spezifischen kolonialen Vergangenheit und dem deutschen Anteil daran bisher nicht stattgefunden hat. Sie vermutet dieses Thema als Bildungsinhalt der Oberstufe, ist aber in der Schule bisher nicht mit diesem Thema in Berührung gekommen. Ihr Aufenthalt hat ihr deutlich gemacht, dass die gute Ausstattung ihrer Schule auch ein problematisches Spiegelbild der historischen und sozialen Entwicklungen ihres Landes ist, dessen allgemeinbildende staatliche Schulen, wie sie weiß, noch immer einen eher kümmerlichen Standard aufweisen. Das eigene Land klarer zu sehen – auch hierzu kann ein Austausch eine gute Ergänzung sein.
(Hö)