Eine interessante Zeit in Kolumbien

Eine interessante Zeit in Kolumbien

Hallo! Mein Name ist Frederik und ich habe im Rahmen eines Schüleraustauschs zweieinhalb Monate in Kolumbien verbracht.

Vor nun fast zwei Jahren wurde ich durch Herrn Igelbrink auf das ’Colegio Alemán Barranquilla’ aufmerksam, eine mehrerer deutscher Schulen in Lateinamerika, das damals mittels einer Anzeige im Internet InteressentInnen in Deutschland für seinen alljährlichen Schüleraustausch der Jahrgangsstufe 11 zu begeistern versuchte. So kam es, dass mich gegen Frühjahr letzten Jahres Iván besuchte, der hier mit meiner Familie und mir zwölf wunderbare Wochen verbrachte. Über seine Zeit in Deutschland schrieb Iván auch einen Bericht auf dieser Homepage. Er versicherte mir, er würde sich sehr über einen Besuch von mir freuen und bot an, ich könne doch im folgenden Jahr zu ihm kommen.

Also plante ich meine Reise zu Familie Ibañez und fand mich etwa ein Jahr später am Flughafen wieder, wo ich mich von meinen Eltern verabschiedete und aufbrach nach Kolumbien. Es verlief alles reibungslos und nicht einmal zwölf Stunden später erwartete mich Iváns Familie freudestrahlend in Cartagena, einer Stadt zwei Stunden nördlich von Barranquilla, von wo wir zusammen in mein vorübergehendes Zuhause fuhren. Auf der Fahrt schloss ich Bekanntschaft mit Iváns Geschwistern Juliana und Camilo, seinen Eltern Claudia und Iván sowie ihrem Dienstmädchen Diana. In besser situierten Familien ist es dort nämlich üblich ein solches rund um die Uhr bei sich zu haben. Wir alle verstanden uns auf Anhieb gut und in der ersten Woche lernte ich Barranquilla, die Schule, Iváns Freunde und nicht zuletzt die Wohnung kennen. Diese befand sich im Norden der Stadt und war eines von mehreren kleinen Appartements innerhalb der „Gated Community“, einem eingezäunten und von Pförtnern bewachten Wohnblock.

An meinen neuen Alltag gewöhnte ich mich recht zügig, der wie folgt aussah: jeden Morgen wurde ich um sechs Uhr geweckt, frühstückte und machte mich für die Schule fertig. Anschließend sahen wir alle fern – eine Gewohnheit, die sehr gewöhnungsbedürftig für mich war. Danach fuhr Claudia mit uns Kindern zur etwa vier Kilometer entfernten Schule. Dort angekommen warteten wir eine Stunde bis Schulbeginn und Iván nutzte die Zeit, um sich mit seinen Freunden auszutauschen. Die Schulzeit in Kolumbien wird mir immer als sehr schöne Erinnerung im Gedächtnis bleiben, denn hier stand mir offen, in welchen Unterricht ich ging. Auch konnte ich sehr viel Sport treiben und so spielte ich fast jeden Tag Fuß- oder Basketball oder schwamm im hauseigenen Schwimmbad.

Die Schulstunden unterschieden sich nicht sehr stark zu denen in Deutschland. Sowohl Fächer als auch Lerninhalte ähnelten sich weitestgehend, sodass ich stets dem Geschehen folgen konnte. Mein Aufenthalt in Barranquilla überschnitt sich glücklicherweise mit dem dreier anderer Mädchen, denn das bedeutete, dass ich zur Abwechslung auch mit „Landsleuten“ sprechen konnte. Für gewöhnlich hatte Iván zirka acht Stunden Schule, also holten uns seine Eltern gegen 16 Uhr ab.

Zu Hause angekommen begann für mich eine eher langweiliger Abschnitt des Tages. Iván und seine Geschwister verbrachten ihre Nachmittage nämlich größtenteils vor dem Fernseher beziehungsweise der PlayStation – eine Leidenschaft, die ich ganz und gar nicht mit ihnen teilen konnte. Nur ganz selten verließen wir das Haus. Alleine außer Haus gehen durfte ich allerdings auch nicht. Die Wochenenden sahen leider nicht anders aus. Abgesehen von einem Ausflug zu einem Spiel des örtlichen Fußballvereins sowie eines Besuches von Iváns Arbeitsplatz, einer Braunkohlemine nördlich von Barranquilla, unternahmen wir in den ganzen neun Wochen beinahe gar nichts. Höhepunkt der Reise war auf jeden Fall die dreitägige Wandertour durch einen Nationalpark Kolumbiens, welche ich auf eigene Faust geplant hatte. Ein definitiv unvergessliches Erlebnis im Regenwald Kolumbiens, bei dem ich nicht nur neue Bekanntschaften schloss, sondern auch unberührte Natur und eine ganz andere Seite des Landes erlebte.

Alles in allem kann ich auf eine erlebnisreiche Zeit in Kolumbien zurückblicken. Sie war sicherlich herausfordernd, doch ebenso paradiesisch und aufregend. Mag sie auch nicht perfekt gewesen sein, so war sie gewiss eine Bereicherung.

Frederik Blömker (Q1)