Die zweite Frau – Psychodrama auf GAG-Bühne

Die zweite Frau – Psychodrama auf GAG-Bühne

Als „Rebecca-Syndrom“ gilt in der modernen Psychologie eine krankhafte Eifersucht auf Ex-Partner aktueller Lebensgefährten. Daphne du Mauriers Roman „Rebecca“ aus dem Jahr 1938 kombiniert die Unsicherheit vor den Schatten von Beziehungs-Vergangenheiten mit einer sehr effektvoll übersteigerten Idealisierung der Ex-Gattin durch die Hausdame Mrs Danvers. Auf dem Landsitz Manderley hält sie in Worten und Werken die Erinnerung an „Rebecca“ wach und bremst die zweite Frau Maxim de Winters gekonnt abwertend aus.

Zwischen diese beiden Pole wurde auch das begeisterte Publikum der Inszenierung „Die zweite Frau“ am Mittwoch- und Donnerstagabend im Graf-Adolf-Gymnasium in Tecklenburg versetzt.

Der Literaturkurs der Jahrgangsstufe Q1 unter der Regie von Kerstin Plikat-Schlingmann hat den Roman, der 1940 schon einmal von Alfred Hitchcock verfilmt wurde, in ein überzeugendes Bühnenstück verwandelt. Zwei Besetzungen in den Hauptrollen vermittelten ein stimmiges Bild in einer Mischung aus Charakterstudie, Krimi und Komödie. Die Zuschauer waren begeistert!

Ort der Handlung ist das Küstenschloss Manderley in Cornwall im Besitz Maxim de Winter‘s, der seine erste Frau Rebecca durch einen Bootsunfall verlor. In Monte Carlo trifft er die schüchterne Begleiterin einer reichen Amerikanerin. Nach kurzer Zeit wird sie seine zweite Ehefrau und begleitet ihn nach Manderley, wo Hausdame Mrs Danvers in allen Belangen am Ruder ist. Sie sorgt nicht nur für einen frostigen Empfang, sondern auch für wirkungsvoll dosierte Negativ-Akzente im Alltagsleben: Durch sie erscheint Rebecca zunächst auf allen Ebenen unerreichbar …!

Dem Ensemble gelang eine subtile Dramaturgie, die sich effektvoll steigerte und den Zuschauer mehr und mehr in den Bann zog. Mimik, Gestik und Handeln der Figuren vermittelten eine Vorstellung des Unbekannten hinter der Fassade.

An beiden Abenden waren die schauspielerischen Leistungen sehr überzeugend, unterstrichen durch eine gruselig-heimelige Manderley-Atmosphäre in Bühnen- und Kostümbild sowie Sound- und Lichteffekten. Mit dem wunderbaren Gefühl, dass Heilung vom Rebecca-Syndrom möglich ist, verließen alle in Hochstimmung das GAG.

(Hö)