Steine, die etwas ins Rollen bringen

Steine, die etwas ins Rollen bringen

Kurz vor den Sommerferien wurden sie während der UNECO-Projekttage des Graf-Adolf-Gymnasiums phantasievoll gestaltet: Wandersteine, die unter anderem schon bis zur Ostsee gereist sind. Nun, zu Beginn des neuen Schuljahrs, haben schon einige der über 135 phantasievoll gestalteten Wandersteine, die dem GAG-Schulhof für das Projekt Lebens(t)raum entnommen wurden, recht entfernte Wanderziele erreicht. Zwei von ihnen erreichten Anfang August Neustadt in Holstein. Weitere wurden auf ihren Zwischenstationen bei Kassel (Vellmar), Ammeloe bei Vreden und in den Niederlanden entdeckt. Und andere sind weiterhin an den Standorten zwischen Tecklenburg, Lengerich und Ladbergen zu finden, an denen sie Anfang Juli von ihren Gestalter*innen aus der Klasse 5c und dem Mathematik-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 11 (Q1) abgelegt wurden.

Stephanie Akamp, die als Lehrerin des Mathematik-Leistungskurses gemeinsam mit Jana Sablitzki als Klassenlehrerin der 5c die Wandersteine-Aktion im Rahmen der UNESCO-Projekttage umsetzte, hat über die damit verknüpfte Facebook-Seite schon zahllose einschlägige Nachrichten mit Reisefotos ihrer Wandersteine erhalten. Die seitliche QR-Code-Markierung aller Steine macht ihre Verortung nach allen „Umzügen“ möglich, was beide Lehrerinnen mit Begeisterung verfolgen. Von der Wirkung des Projekts sind sie, ebenso wie ihre Lerngruppen, emotional sehr berührt. Der Impuls kam von Jana Sablitzki, die als Klassenlehrerin der 5c die ideale Partnergruppe in Stephanie Akamps Mathematik-LK fand: Schon diese Kooperation war für beide Altersgruppen etwas sehr Besonderes, die in dieser kreativen Form phantastisch lief, so bekunden beide. In der Produktionsphase verwandelten sich die grauen „alten“ Pflastersteine in  bunte Botschaftsträger und absolute Hingucker: Am Rand der mit Leben erfüllten „Lebens(t)raum“-Baustelle säuberten und grundierten sie zunächst alle Betonklötzchen für eine Bemalung und gestalteten sie dann liebevoll und sehr individuell für ihre „Wanderungen“ durch die Welt. „Sieht man einen der Steine am Wegesrand, was im Prinzip überall sein kann, dann kann man ihn einfach nur betrachten und seine individuelle Botschaft erraten. Man kann ihn aber auch an jeden beliebigen neuen Ort mitnehmen“, so erklärt Jana Sablitzki das simple Prinzip. „Außerdem kann man aber auch noch den QR-Code scannen und uns die jeweiligen Standorte mitteilen, am besten auch verbunden mit einem Foto. „Ein wenig steht das auch für alle Schüler*innen dieser Welt, die während und nach ihrer Schulzeit an festen oder wechselnden Orten leben“, sagt Schulleiterin Evelyn Futterknecht, die in dem Projekt vieles sieht, das der GAG-Schulgemeinschaft als UNESCO-Schule wichtig ist. „Das UNESCO-Projekt „Wandersteine“ realisiert nicht nur die Idee, individuelle und kreative Botschaften junger Menschen auf Reisen zu schicken, sondern dient auch der Bewusstmachung und Aufklärung. Denn über den jeweiligen QR-Code an jedem einzelnen Stein, der für ein bestimmtes Entwicklungsziel der Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen steht, sind Informationen über diese Sustainable Development Goals digital abrufbar, sodass sich interessierte Menschen, die auf einen Wanderstein stoßen, umfassend über die weltweiten Entwicklungsziele der Weltgemeinschaft zur Bekämpfung von Armut, ungleicher Verteilung und zum Erhalt einer lebenswerten Umwelt informieren können. Dass bei diesem Projekt sowohl jahrgangs- als auch fächerübergreifend kooperiert wurde, zeigt einen wichtigen Akzent unserer UNESCO-Schule im Sinne einer ganzheitlichen Pädagogik. Hier arbeiteten einige unserer jüngsten und ältesten Schüler*innen zusammen, um die „alten“ grauen Pflastersteine als bunte UNESCO-Symbole der Vielfalt umzugestalten und auf diesen kleinen vielgestaltigen Kunstwerken hoffnungsfrohe Gegenwarts- und Zukunftsvisionen für eine bessere Welt zu versenden. So sind dies Steine, die wirklich etwas ins Rollen bringen können.“

Der von der UNESCO-Schule vertretene Grundsatz der Nachhaltigkeit, der in diesem Sommer bei den Projekttagen besonders fokussiert wurde, hat damit eine ganz besondere Nuance erhalten, die in das neue Schuljahr hineinreicht und in eine Zukunft weist, die bewusst mitgestaltet werden kann und muss. So ist auch die Neugestaltung des Schulhofs nur ein Beginn unter dem symbolischen und bewusst anspruchsvollen Motto „Lebens(t)raum“. Sowohl die Planung als auch die Umsetzung bilden ein Projekt, das ein Miteinander aller Jahrgangsstufen und Lehrkräfte und vieler Eltern sowie der Unterstützung durch den Schulträger und den Förderverein ist. Auch lokale und regionale Fachfirmen beteiligten sich maßgeblich daran, dieses GAG-Gegenwartsprojekt zu unterstützen und ihm Zukunftspotenzial zu verleihen. Dies zeigt sich schon jetzt durch die Schaffung von mehr Grünflächen und zwei hölzernen Bauwerken, die sich zu grünen Klassenzimmern entwickeln werden mit mehr Naturnähe, Geborgenheit und individuellem Nutzungspotenzial.

Ein Teil des Lebens(t)raums konnte im Übergang des alten Schuljahrs zum Schulbeginn 2021/22 realisiert werden. Aktivitäten vieler innerschulischer Gruppen wurden wirksam, um dem GAG, dem es als UNESCO-Schule vor allem auch um Aspekte von Nachhaltigkeit geht, auch äußerlich ein der Natur verpflichtetes Profil zu geben.

Das Tecklenburger Gymnasium, das in zwei Jahren sein 100jähriges Bestehen feiert, hat im vergangenen Jahrhundert viele Phasen deutscher Bildungsgeschichte durchlaufen und sich auch baulich immer wieder neuen Erfordernissen angepasst. „Hier waren nicht nur die An- und Umbauten sowie die Modernisierung von Klassen- und Fachräumen wichtig, sondern auch ein Blick auf den Pausenhof, der seit circa 15 Jahren die Vorteile der terrassenartigen Einbettung in die Landschaft erlebbar macht, um einen Wohlfühleffekt zu vermitteln.

(Hö)