GAG-Improvisationstheater der Kreativklasse begeisterte mit „Hier. Jetzt. Wir. Auf dem Weg mit persönlichem Gepäck“

GAG-Improvisationstheater der Kreativklasse begeisterte mit „Hier. Jetzt. Wir. Auf dem Weg mit persönlichem Gepäck“

An einem Flughafen ankommen und unerwartet „hängen bleiben“: Ahnen, dass hier nun erst einmal auf unbestimmte Zeit ausgeharrt werden muss, Geduld gefragt ist und vielleicht auch ein bisschen Toleranz und Freundlichkeit. Es nährt sich die Gewissheit, angesichts der Zufälligkeit der Reaktionen unserer Mitwartenden und der Schutzmechanismen, die wir alle kultivieren, dass man jetzt sehr stark sein muss, denn: Bissige Bemerkungen, Ignoranz, nervige (Hyper-)Aktivitäten, unbegründet erscheinende Fröhlichkeit und gute Ratschläge verschwimmen hinter Kofferbergen, handyerleuchteten Gesichtern und weit aufgeschlagenen Zeitungen mit fiesen Nachrichten!

Wartezonen stehen symbolisch für Stationen im Leben: Schule, Beruf, Freundeskreise, Jugendgruppen, Cliquen und Familien bieten Settings von Beziehungen, die wir alle mit unserem individuellen Gepäck eingehen und die gerade im Jugendalter voller Herausforderungen sind. Es wächst bei sensiblem Erleben die Erkenntnis, dass wir alle die Gemeinschaften, in denen wir leben, und unseren Planeten, den wir lieben, in Gefahr sehen und schützen möchten.

All das und vieles mehr bildet in sehr unterhaltsamer Weise fragmentarisch die Handlung des Improvisationstheaters der Klasse 7d des Graf-Adolf-Gymnasiums. Am Montag und Dienstag der letzten Schulwoche (Mo., 7. 7., 19.00 Uhr, für Eltern und GAG-Schulgemeinschaft + Di., 8. 7. 2025, 3./4. Stunde, für die 5. bis 7. Klassen) spielte sich das 17köpfige Ensemble unter der Regie von Schulleiterin Evelyn Futterknecht in die Herzen der Zuschauenden, begeistert von der lebensnahen Handlung des von der Lerngruppe selbst entwickelten Stückes. „Das zentrale Motiv des Koffers als Symbol für das persönliche „Gepäck des Lebens“, stand bei der Entwicklung der Szenen im Mittelpunkt“, so führt Evelyn Futterknecht aus, „und die persönliche Entwicklung des Menschen durch den bewussten Umgang mit diesem „Lebensgepäck“ weist einen befreienden Weg in die Zukunft“.

Alles an dieser geschickt montierten Szenenfolge ist exemplarisch gemeint, so begreift man schnell. Doch alles hat auch seinen tieferen Sinn, der es einfach macht, jede Szene für sich zu verstehen und sich mit den handelnden Figuren, die namenlos bleiben, zu identifizieren. Alles wirkt zufällig, gehört aber andererseits auch zum ‚normalen‘ Programm im Leben auf diesem Planeten und in unserer Zeit. Und alles hat sowohl eine ernste als auch eine humorvolle Ebene!

Selbsterdachte Songs und Melodien akzentuieren das Geschehen in sehr berührender Weise: Und gerade auch hier sticht viel Talent der Jugendlichen hervor. Gemeinsam gelingen dem Ensemble minimalistisch angelegte und dadurch umso realistischer wirkende Choreographien, die typische Lebenssituationen und Gefühle Heranwachsender abbilden. Deutlich wird, dass alle ihr persönliches „Gepäck“ mit sich tragen, symbolisiert durch einen übergroßen Bühnenkoffer, der irgendwann einmal zur Leinwand von Lebensinhalten wird und durch gekonnt eingesetzte Schattenspiele. Das, was wir im Gepäck haben und überallhin mitnehmen, bildet sowohl Schatz als auch Last an Erfahrungen. Insbesondere Jugendliche können dies für ihr inneres Wachstum nutzen, wenn sie die Vorteile von Respekt, Toleranz, wahrer Freundschaft und authentischem Handeln erkennen.

Gemeinsam mit Kunstlehrer Ludwig Burandt, der mit seinem erfahrenen Team aus den Jahrgangsstufen 9 und 11, Bühnenbild, Licht- und Toneffekte mitentwickelte, unterrichtete Evelyn Futterknecht die Klasse 7d in dem am GAG in der Mittelstufe angelegten Kreativzweig. Auf ihrem einjährigen Weg mit dem Kennenlernen gestaltenden Spiels, vielen Übungsformen und dem Einbeziehen musikalischer und choreographischer Elemente, bis hin zu einer eigenständigen Ideenfindung entwickelte sich ihr Stück. Dazu gehören auch Songs und Choreographien, die selbst erdichtet, komponiert und erarbeitet wurden, sind mit der Handlung verwoben.

Der Abschlussakzent im GAG-Schuljahr der Kreativklasse 7d mit ihrem Stück „Hier. Jetzt. Wir. Auf dem Weg mit persönlichem Gepäck“ zeigt, dass darstellendes Spiel für die im Schnitt 13jährigen ein Leistungsansporn und ein Entwicklungsrahmen sein kann, der imponierend, anrührend und sehr gemeinschaftsstiftend ist. Allen, die es gesehen haben, hat es ein unvergessliches Theatererlebnis bereitet. Das junge Ensemble von siebzehn Dreizehnjährigen, das von Talenten nur so wimmelt, hat sich die spannende Geschichte, die es erzählt, in allen Aspekten selbst erarbeitet. Dank der Freiheit die ihm, flankiert durch sensible Regie, assistierendes Bühnen-, Licht und Tonmanagement und choreographische Inspiration, ist hier etwas entstanden, das diese Kreativklasse auszeichnet. Beeindruckend und berührend zugleich war das, was die Jugendlichen ihren Angehörigen und ihrer Peergroup am GAG präsentierten bis hin zu virtuosem Klavier-,Gitarren- und Schlagzeugspiel am Bühnenrand, das eine epische Komponente zwischen Bühne und Zuschauerraum brachte und vom Publikum mit begeistertem Applaus und Standing Ovations belohnt wurde und den Wunsch aller beflügelte: „Bitte bald mehr davon!“

(Ho)