Shakespeares Winter’s Tale überzeugte am GAG

Shakespeares Winter’s Tale überzeugte am GAG

Das diesjährige Gastspiel des Theaterkurses der britischen Privatschule Sevenoaks war am Montagabend (17. Oktober 2022) für das Publikum in der Aula des Graf-Adolf-Gymnasiums ein begeisterndes Erlebnis. Ihre Aufführung von William Shakespeares „The Winter’s Tale“ brachte einmal wieder Dramatik pur auf die Bühne. Pandemiebedingt hat seit 2020 auch eine Theaterpause an deutschen Schulen stattgefunden und damit eine Pause im Erspüren der Spannungselemente, der Schönheit und der Lebendigkeit dramatischer Inszenierungen – Aspekte, die für junge Zuschauer wichtig sind in einer Zeit, in der analoge Unterhaltung insgesamt rarer wird. Umso stärker spürbar und erfreulich war für alle die Begeisterung des jungen Ensembles und des jungen Publikums über die faszinierend angelegte Aufführung, die – bis auf Licht- und Toneffekte – analog in allen Aspekten war.
Nahe am Publikum agierte das Sevenoaks-Ensemble auch insbesondere, weil es die Bühne in den Zuschauerraum hinein erweitert hatte und dadurch die Haupthandlung „mittendrin“ stattfand. Die im Stück angelegten Aspekte von Freundschaft, Liebe, Eifersucht und unstillbarem Rachebedürfnis ebenso wie Freude, Trauer, Entsetzen, Hoffnung und Euphorie – und schließlich ein durch viele Hoffnungsschimmer angelegtes Happy End in Shakespeares letztem Drama wird in der Sevenoaks-Inszenierung wirkungsvoll in Szene gesetzt.
„The Winter’s Tale“ ist als Tragikomödie angelegt und bringt die Freundschaft zweier junger Könige auf die Bühne, die aus unbegründeter Eifersucht scheitert und deren fatale Folgen, Verletzungen und Ungerechtigkeiten erst in der Folgegeneration heilen können.
Die Inszenierung besticht durch viele schauspielerische Talente in Haupt- und Nebenrollen, eine beneidenswert dezent geführte Regie, ein tolles Bühnen-, Kostüm- und Maskenbild sowie ein Licht- und Tonarrangement, das das schauspielerische Zusammenwirken sympathisch und gut dosiert unterstreicht. Den jungen Darsteller*innen gelingt es, Gefühle und Reaktionen von Menschen des 17. Jahrhunderts mit Anklängen an die heutige Zeit zu verkörpern, als werde alles tatsächlich im Augenblick von allen erlebt und durchstanden.
Auch eine durch Nebendarstellerinnen geführte Handpuppe, die den Sohn des durch Eifersucht in seiner Persönlichkeit gestörten Königs darstellt, beeindruckt durch Gestaltung, Erscheinen, Bewegungen und Stimmführung. Dies, ebenso wie einige aus Wolle gestaltete Schafe, schafft eine märchenartige optische Basis einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit Wahrheit, Liebe und Freundschaft und um Ratgeber*innen, die aus Loyalität und in guter Absicht Kritik üben und böse Befehle nicht ausführen.
Dies war, neben den zu Herzen gehenden Dialogen, ein überzeugender Akzent, der die Zuschauer komplett in die dargestellten Konflikte einhüllte und Mitgefühl für alle Figuren entwickeln ließ. Von Beginn bis zum Schluss ein fesselndes Drama! Ein Stück, das in dieser Inszenierung überraschte und überzeugte. (Hö)