Yannik Hahn berichtet aus British Columbia

Yannik Hahn berichtet aus British Columbia

Greetings! Ich bin Yannik und habe das letzte halbe Jahr im fernen Kanada verbracht! Im Folgenden möchte ich von meinen Erfahrungen berichten, die ich in diesem halben Jahr gemacht habe. So kannst Du dir vielleicht ein Bild machen, wie es sein kann, mal von Zuhause weg zu sein.

Bevor man allerdings einfach so ein halbes Jahr nach Kanada gehen kann, gibt es eine Menge Arbeit zu erledigen. Für mich begann all dies bereits im Januar letzten Jahres, also gut 6 Monate bevor die eigentliche Reise überhaupt los ging. Zunächst einmal habe ich mir mehrere Unternehmen angeschaut, die ein sechsmonatiges Auslandsjahr anboten und mich nach kurzen Gesprächen auch annahmen. Nachdem ich mich für eine Organisation entschieden habe, allmählich die formalen Dinge (Visum bzw. ETA, Geld, Schuldistrikt, in den ich kommen würde, etc.) abgearbeitet hatte und vom GAG freigestellt worden war, hieß es eigentlich nur noch warten auf meine Gastfamilie, welche ich dann im März kennenlernen durfte. Von der Organisation aus haben wir uns dann mit gut 60 Jugendlichen in Bonn getroffen um über Kultur, Menschen und Bräuche in Kanada, aber auch über Probleme, die bei einer Auslandsreise auftreten können, informiert zu werden und die Menschen kennenzulernen, mit denen man gemeinsam die Reise nach Kanada anstreben und drei Tage zusammen in Toronto verbringen würde.

Als es dann am 23. August 2018 hieß, Abschied zu nehmen, war ich besonders aufgeregt und nervös, aber auch mit Vorfreude erfüllt, da ich endlich die Möglichkeit hatte, etwas Neues zu erleben. Da ich mit Menschen geflogen bin, die genau das gleiche erleben würden, ist mir der Abschied nicht allzu schwergefallen. Angekommen in Toronto haben wir erst einmal drei Tage zusammen in der Stadt verbracht und unter anderem die Niagara Fälle, den CNN Tower und ein Baseball Spiel gesehen, welches ziemlich langweilig war, aber darüber lässt sich hinwegsehen bei der Schönheit der Stadt und der Freundlichkeit der Menschen. Alles in allem waren die drei Orientation Days ein Wahnsinnserlebnis und haben definitiv ihren Zweck, in ein neues Land einzuleiten, erfüllt.

Von Toronto aus bin ich weitergeflogen Richtung Vancouver und danach weiter nach Comox, wo ich die nächsten 5 Monate bei meiner netten Gastfamilie verbringen sollte, die mich auch vom Flughafen abgeholt hat. Comox Valley, welches auf Vancouver Island liegt, ist nicht sehr groß, aber bietet dennoch zahlreiche Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Besonders die Natur ist dort einfach nur atemberaubend. Im Sommer konnte ich im Pazifik schwimmen gehen und im Winter auf Mount Washington, dem lokalen Skiresort, Ski fahren.

Nichtsdestotrotz ist ein Auslandsaufenthalt keinesfalls mit Urlaub zu vergleichen und bereits eine Woche nach meiner Ankunft bin ich das erste Mal zur Schule gegangen. Ich bin auf die Mark R. Isfeld Secondary School, eine von drei lokalen Schulen gegangen. Das stand bereits vor meiner Abreise fest, da meine beiden Gastbrüder ebenfalls auf diese Schule gegangen sind. Dennoch gab es zuvor ein Treffen, wo sich alle Internationals (Austauschschüler) zum ersten mal kennengelernt haben, denn anders als in Deutschland ist nicht jede Schule mehr oder weniger auf sich alleine gestellt sondern in Schuldistrikte unterteilt. Es gab auch extra Angebote des Schuldistrikts für Ausflüge nach z.B. Vancouver oder Viktoria. Die Internationals sind für den Anfang wirklich super, da all diese Menschen ja genau das Gleiche wie du durchleben und genau wie du möglichst schnell Freunde finden wollen. In meinem Distrikt gab es größtenteils mexikanische Austauschschüler, welche wirklich lustig und freundlich waren und ich konnte bei diesem Treffen bereits Freundschaften knüpfen, die während meines gesamten Aufenthalts hielten. Die Schulzeit an sich ist nichts Außergewöhnliches. Der größte Unterschied liegt wohl darin, dass die Kanadier nur 4-6 Fächer statt wie bei uns 11 pro Halbjahr haben und diese 4-6 Fächer dann zum Halbjahr hin wechseln. Wenn man also in Halbjahr 1 die Fächer Mathe, English, Kunst, Sport und Kochen (ja, es gab auch ein paar besondere Fächer, aber diese sind von Schule zu Schule unterschiedlich) hatte, hätte man im anderen Halbjahr z.B. Englisch, Französisch, Musik und Informatik. Das heißt wiederum auch, dass man viele Fächer täglich hat. Wenn ein Fach keinen Spaß macht, kann das echt nervig sein. Wenn ein Fach allerdings wirklich viel Spaß macht, kann man in kurzer Zeit wirklich viel erreichen, da man weniger Pausen zwischen den einzelnen Kursen hat und sich nicht erst noch an die letzte Woche zurückerinnern muss. Beide Systeme haben denke ich seine Vor- und Nachteile. In dieser Zeit lernt man besonders seine kanadischen Freunde kennen und unternimmt etwas mit ihnen. Auch meine Gastfamilie hat in dieser Zeit sehr viel mit mir unternommen. Wir waren zum Beispiel bei 8 °C in einem nahegelegenen Fluss und auch des Öfteren im Pazifik schwimmen. Im Oktober sind wir sogar für ein langes Wochenende nach Calgary (eine Großstadt östlich von Comox) geflogen und haben Thanksgiving dort gefeiert. Obwohl ich noch sehr früh dort war, waren es bereits Minustemperaturen vor Ort und es lag überall Schnee. Besonders interessant war die Fahrt zu den Rocky Mountains, welche nur eine Stunde von Calgary entfernt beginnen und sich dann südlich weiter in Richtung der Vereinigten Staaten ziehen.

Als ich aus Calgary wiedergekommen bin, begann auch schon die Volleyball Saison an unserer Schule. Unser Team hat sich durchaus gut geschlagen und wir sind am Ende nur einen Platz vor dem Weiterkommen gescheitert. Das Beste hieran ist wohl, dass die Freizeitaktivitäten größtenteils von der Schule organisiert werden und man so seine Klassen bzw. Stufenkameraden auch in der Freizeit trifft und etwas mit ihnen macht.

Zum Winter hin hat sich Kanada dann in seinen vollen Zügen präsentiert. Zwar wird es auf Vancouver Island genauso wie in Deutschland selten unter 0 Grad, aber bei einem Berg, der 30 Minuten mit dem Bus entfernt ist, lohnt es sich natürlich Ski zu fahren. Ich bin so gut wie jedes Wochenende Skifahren gewesen und habe es wirklich genossen. Viele meiner kanadischen Freunde sind gar kein Ski mehr gefahren oder hatten keine Lust mehr, was ich wirklich schade fand, aber meine Freunde unter den Austauschschülern haben mich tatkräftig unterstützt. In den Bergen isst man auch ein französisch-kanadisch typisches Gericht namens Poutine, Pommes mit Bratensoße und Käsewürfeln. Etwas, was in Deutschland kaum zu finden ist, aber nach einem langen Skitag gut satt macht und extrem lecker schmeckt. Ich kann es nur empfehlen!

Als es dann im Januar wieder Abschied nehmen hieß, war ich schon traurig, aber mittlerweile blicke ich auf dieses habe Jahr zurück und kann nur sagen, dass ich froh bin, dass ich es gemacht habe und dass ich allen Menschen, die ich dort kennengelernt habe, unglaublich dankbar für ihre Freundlichkeit und Offenheit bin. Wenn du auch mit dem Gedanken spielst mal ins Ausland zu gehen, kann ich dir nur sagen: Mach es! Selbst wenn dein Englisch vielleicht noch nicht so gut ist, lernst du es vor Ort automatisch, und es wird dich nie jemand für deine Aussprache kritisieren. Sei einfach offen und lass dich auf die Kultur ein, dann wirst du garantiert die Zeit deines Lebens haben!

Yannik Hahn (EF) verbrachte im Schuljahr 2018/19 ein halbes Jahr in der Nähe von Vancouver, Kanada.