Schön, wenn es schöner ist: GAG-Projekt Haltestelle

Schön, wenn es schöner ist: GAG-Projekt Haltestelle

Schon seit einigen Wochen vollzog sich an Tecklenburgs Bushaltestelle Gräfin-Anna-Straße – gleich gegenüber dem GAG – eine kleine Metamorphose: Die Wartehäuschen des RVM (Regionalverkehr Münsterland) – besonders frequentiert von Schülerinnen und Schülern aus umliegenden Orten, die das GAG oder die Hauptschule besuchen, bieten Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs nun schon seit 2002 Wetterschutz und Sitzgelegenheiten: Jetzt sind sie farbig geworden, und die Müllbehälter fordern piktografisch ihre Benutzung ein.

Ein wenig in die Jahre gekommen waren sie schon – und auch nicht immer pfleglich behandelt,  wie es oft mit Orten ist, an denen Durchgangsverkehr herrscht. Dem unschönen Flair, das die Haltestelle umwehte, wollte der Philosophiekurs der Q1, betreut von Heidemarie Wenzel, mit bewusstem Einsatz von Verschönerungsarbeiten und einer  Auswahl ansprechender Farben und Piktogramme entgegenwirken. Die Idee war schon im Februar im Q2-Philosophiekurs beim Thema Ästhetik entstanden als über die Wirkung des  Äußeren auf das Innere diskutiert wurde und die Frage aufkam: Ist Hässlichkeit ästhetische Umweltverschmutzung? In der modernen  Staatsphilosophie übernehmen Bürger das Handeln im Sinne von Hannah Arendt. Baustein hierzu im „Projekt Haltestelle“ war auch, dass, inspiriert durch eine der Schülerinnen, deren Mutter als Malermeisterin das Material besorgte, das von der Stadt bezahlt wurde. Bürger*innenmeister Streit war schon jetzt begeistert.

Im April begann „Projekt Haltestelle“ mit dem Aufräumen der Wartezone, der Entwicklung eines Farbkonzepts und Gestaltungsideen. Dies alles geschah in Absprache mit der Stadtverwaltung und der Polizei. Dies sind Behörden, für die dieser Bereich jederzeit sicher und optisch akzeptabel sein muss – auch in der Umgestaltungsphase. Und dann sah man sie in den letzten drei Wochen vor den Sommerferien sehr häufig während des Philosophieunterrichts: Eifrig diskutierende, gestaltende und werkelnde Schülerinnen und Schüler unserer gesamten  Q1 – denn der Philo-Kurs hatte schnell viele weitere motivierte Helfer aus der Jahrgangsstufe gefunden  –  gemeinsam mit Philosophie- und Kunstlehrerin Heidemarie Wenzel im roten Overall. Das Farbkonzept entstand unter Einbindung von Wissen über psychologische Farbwirkung:  Hellgrün wirkt harmonisierend und erholsam.  Hellblau fördert Frieden, Kommunikation und Sachlichkeit. Rosa ist besänftigend und baut Aggressionen ab. Gelb ist aufmunternd und hilft zu Offenheit.

Die feierliche Einweihung fand am Freitagmorgen (14. 7.) statt, zu der, neben einigen Ideengebern aus der Q2 und allen Gestaltern aus der Q1 auch Schulleiterin Evelyn Futterknecht und Bürger*innenmeister Stefan Streit gekommen waren.

Die Neugestaltung präsentiert sich als knallbuntes bis pastellfarbenes Haltestellen-Ensemble: Ob im gelben, im rosafarbenen, im grünen oder im blauen Wartebereich: Wartende werden hier spüren, dass es schön ist, wenn es schöner ist. Da hierzu viele Stunden Arbeit nötig waren, ist für die Schülerinnen und Schüler und alle, die das „Projekt Haltestelle“ beobachtet haben, nun gebunden an  Anstrengung jünger Bürgerinnen und Bürger für mehr Schönheit im öffentlichen Raum, die hoffentlich auch viel Motivation zu deren Erhalt bewirkt.

(Hö)

Foto: Sigmar Teuber