Lilly Bolduan am anderen Ende der Welt

Lilly Bolduan am anderen Ende der Welt

Hallo! Mein Name ist Lilly, und ich habe vom 20. Januar bis zum 4. Mai 2016 dreieinhalb Monate in Neuseeland verbracht. Jetzt bin ich schon seit knapp sechs Wochen wieder zu Hause und würde meine Eindrücke gerne mit euch teilen.
Als mein Bruder vor vier Jahren an einem Schüleraustausch nach Australien teilgenommen hat, stand für mich fest: Das möchte ich später auch machen! So kam es letztendlich auch, obwohl der Weg dorthin nicht immer einfach war. Zuerst wurde ich von meiner Wunschorganisation (Bezirksregierung Düsseldorf) nicht angenommen, dann verpasste ich die Frist, um die Unterlagen einzureichen und als alles geregelt war, konnte ich einfach keinen Kontakt zu meiner Gastfamilie herstellen. Wie ihr seht, lief bei mir am Anfang alles nicht so super, aber durch die große Unterstützung, die ich von Freunden und meiner Familie erhalten habe, habe ich mich nicht unterkriegen lassen. Es läuft nun einmal nicht alles rund, aber man lernt aus Fehlern und letztendlich habe ich es ja doch bis nach Neuseeland geschafft.
Ende letzten Jahres stand es endgültig fest: Ich werde mit der Organisation „Give“ drei Monate in Nelson (Südinsel) in Neuseeland verbringen. Die Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter, meinem Gastvater und meinen drei Gastbrüdern (10, 8, 2 Jahre) und entpuppte sich als die beste Gastfamilie, die ich hätte kriegen können. Sie hatten die E-Mail, die ich ihnen geschrieben habe, einfach nicht bekommen, und nachdem mein Vater und ich uns eines Abends dazu entschlossen, dort anzurufen, war ich erleichtert, endlich von ihnen zu hören.
Am 20. Januar ging es los. Nach einem 32-stündigen Trip hatte ich es zum anderen Ende der Welt geschafft. Dort angekommen, verbrachte ich erst eine Vorbereitungswoche in Wellington (Hauptstadt Neuseelands), bis ich weiter nach Nelson flog, um meine Gastfamilie kennenzulernen. Ich war voller Enthusiasmus und erleichtert, endlich meine Gastmutter und meine Gastbrüder in den Arm zu nehmen. Wir haben uns sofort gut verstanden, und die beiden großen Jungs haben mir stolz eine Kostprobe ihrer Deutsch-Kenntnisse gegeben: „Ich bin ein Einhorn“, war der Satz, den sie, warum auch immer, auswendig wussten. Nach einer gruseligen Autofahrt auf der „falschen“ Straßenseite, kamen wir zu Hause an, wo ich meinen Gastvater kennenlernte. Alle waren supernett zu mir, und so habe ich mich direkt wie zu Hause gefühlt. Auch der vorherige „Respekt“ vor drei jüngeren Gastbrüdern verschwand schnell, und ich schloss sie in mein Herz. Ich habe in einer ganz normalen Siedlung in einem Stadtteil von Nelson gewohnt und war durch Bus, aber auch Fahrrad total mobil. Mit meinem Fahrrad bin ich jeden Morgen zur Schule gefahren, wo ich mich ebenfalls schnell wohl gefühlt habe und Freunde fand. Die Schule in Neuseeland ist nicht zu vergleichen mit der in Deutschland: Man fängt erst um 9 Uhr an und man hat nur 6 Fächer, die allerdings von Meeresbiologie über Fashion und Design bis Kochen reichen. Der Unterricht ist ziemlich entspannt. Meine Schule hat mir total viele Dinge ermöglicht: Ich konnte Volleyball und viele weitere Sportarten wie Rugby, Fußball oder Hockey ausüben, ich durfte im schönsten Nationalpark des Landes Kajak fahren gehen und habe viel über Neuseeland und die Kiwis, die Einwohner Neuseelands, erfahren. Der Nationalpark war eines meiner Highlights, da wir drei Tage mit Proviant im Rucksack gekajakt, getrampt und in Zelten geschlafen haben. Auch meine Gastfamilie hat mir viel von der Umgebung gezeigt und ein paar Kurzurlaube über die langen Wochenenden eingeschoben. So durfte ich Kaiteriteri, einen der schönsten Strände der Welt, und die berühmte Golden Bay besuchen, nach Okiwi Bay, einem beliebten Ferienort in der Nähe von Nelson, Fischen gehen und nach Hanmer Springs zu den natürlichen, heißen Quellen. Selbst wenn wir mal nicht unterwegs waren, hatten wir immer etwas zu tun und haben an vielen sportlichen Events teilgenommen, da meine Familie sehr sportbegeistert ist. Mit einer Freundin aus der Schule habe ich sogar einen Fallschirmsprung gemacht! Ich glaube, ihr merkt schon, dass ich sehr gut in Neuseeland zurechtgekommen bin, und das war auch der Grund, warum ich gerne länger bleiben wollte. Mehr als zwei Wochen waren dann leider nicht drin, aber auch das reichte aus, um am Ende noch eine Südinsel-Tour zu machen. Dies war ein weiteres Highlight meines Aufenthaltes, da ich elf Tage lang mit dem Bus quer über die Südinsel gefahren bin. Das hat mir die Organisation „NZET“ ermöglicht, die alles organisiert und es zu einer echt schönen Erfahrung gemacht haben. Dort gibt es zahlreiche Aktivitäten, die man für die Tour buchen kann: Von Fallschirmspringen über Zip Lining bis hin zu Delfin-Schwimmen. Letzteres habe ich dann auch im Ort Kaikoura, der für seine faszinierende Unterwasserwelt bekannt ist, erleben dürfen, und es war atemberaubend.
Ich könnte euch noch weiter von dieser schönen Zeit erzählen, aber ich denke, ihr habt schon einen guten Eindruck bekommen. Jedem, der sich noch etwas unsicher ist, kann ich nur empfehlen, einen Auslandsaufenthalt zu machen, denn es lohnt sich sehr. Man lernt viele neue Dinge, wächst über sich hinaus und verbessert seine Sprachkenntnisse. Außerdem schließt man Freundschaften, die lange halten können und wird selbstbewusster. Wer noch Fragen an mich hat, kann mich gerne in der Schule oder beim nächsten Tag der offenen Tür ansprechen.
Lilly Bolduan (EF 2015/16)