GAG & Collège Saint-Exupéry: 40. Geburtstag mit Freunden

GAG & Collège Saint-Exupéry: 40. Geburtstag mit Freunden

Frédéric Marchand bringt es auf den Punkt: „Wir können hier viele Reden halten, aber der Austausch steht auf der Bühne.“ Es sind die Schüler, die der Schulleiter des Collège Saint-Exupéry meint. Sie stehen auf der Bühne und haben gerade zwei wunderschöne Lieder aus dem Musical „Les Misérables“ gesungen. Der Auftritt war einer der Höhepunkte der Matinee, mit der gestern Geburtstag gefeiert wurde. Seit 40 Jahren gibt es den Schüleraustausch zwischen dem Graf-Adolf-Gymnasium und dem Collège Saint-Exupery.

Im Kulturhaus hatten sich am Vormittag zahlreiche Gratulanten eingefunden. Es war eine Geburtstagsfeier von Schülern für Schüler. Die Reden hielten sich in Grenzen, dafür gab es ein prall gefülltes Programm, in dem die Geschichte der Freundschaft zwischen Tecklenburg und Chalonnes noch einmal lebendig wurde. Sophie Kleinebrahm und Jan-Hendrik Bitter aus der Q2 hatten charmant und zweisprachig die Moderation übernommen.

Nachdem zur Eröffnung der Matinee Ronja Marczinzik (Violoncello) und Ulrike Lausberg (Klavier) musiziert hatten, erntete auch der noch junge Chor der Jahrgangsstufe fünf viel Applaus.

Die Schüler des GAG hatten sich so einiges ausgedacht, um das Publikum zu unterhalten. Schmunzelnd beobachteten die Gäste, wie zwei Bobbycars auf die Bühne gerollt kamen, von denen eines eine Panne hatte. So hatte die Freundschaft damals begonnen: Der frühere Schulleiter aus Chalonnes war bei einer Reise in Tecklenburg mit einem Defekt am Fahrzeug liegen geblieben. Schüler des achten Jahrgangs spielten die Szene nach.

Bilder und Erlebnisse ihres Besuchs in Chalonnes im vergangenen Jahr gab es ebenso wie eine gekonnte Tanzeinlage von Nomia Bonowski und Lena Suffner aus der Jahrgangsstufe neun. In einem kleinen Sketch kamen die Essgewohnheiten auf den Tisch. Ein Wortspiel des siebten Jahrgangs sorgte für Vergnügen.

Und dann war da noch der Vergleich des Schullebens. Lautes Durcheinander in Tecklenburg, ruhiges, konzentriertes Arbeiten in Chalonnes – überspitzt zeigten Schüler von Anja Weitkamp in einem selbst gedrehten Film die Unterschiede. Es war ein kurzweiliges Programm, das im voll besetzten Kulturhaus geboten wurde. Daran dürften auch die jungen Gäste aus Chalonnes Gefallen gefunden haben, die derzeit zum Austausch in Tecklenburg sind.

Ganz ohne Reden ging es natürlich an diesem Vormittag nicht. Bürgermeister Stefan Streit erinnerte daran, dass die beiden Schulen vor 40 Jahren Vorreiter gewesen seien für die Städtepartnerschaft, die vor 34 Jahren besiegelt wurde.

Dass ein Austausch von den Menschen lebe, betonte Angela Voges, Fachberaterin für Französisch im Regierungsbezirk Münster. Ihn zu organisieren, sei unglaublich viel Arbeit, dankte sie den Kollegen, die das mittragen, aber auch den Gasteltern und den Schülern, die so mutig seien, in eine fremde Familie zu gehen.

Dass aus einem Schüleraustausch auch eine enge Beziehung entstehen kann, diese Erfahrung hat Walter Melcher gemacht, Vorsitzender des Städte-Partnerschaftskomitees. Mit der Familie in Chalonnes, in der seine beiden Söhne einst untergebracht waren, gebe es eine bis heute andauernde Freundschaft, erzählte er.

Auch Hans-Raimund Pfohl, Leiter des Graf-Adolf-Gymnasiums, wusste davon zu berichten, dass die Beziehung zur Gastfamilie bei einigen Austauschschülern bis ins Erwachsenenalter gehalten habe. Der Kern der Freundschaft zwischen beiden Städten bleibe die persönliche Begegnung.

Und diese Begegnung, sie bedeutet „Freude und Stress, Schönes und Pannen“, schilderte Frederic Marchand, „aber auch immer eine schöne Erinnerung und Freundschaft.“ Junge Leute würden danach offener durch das Leben gehen, mit mehr Selbstvertrauen.

Geburtstagsständchen und passender Abschluss der unterhaltsamen Matinee: das von allen gemeinsam gesungene „Chanson d’amour“.

(Ruth Jacobus, WN, 12.3.16)